Evaluierung ganztägiger Schulformen in Oberösterreich

Im Schuljahr 2014/15 wurde im Auftrag des Landes OÖ von der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Bildungsforschung eduResearch der Education Group eine Evaluierung der ganztägigen Schulformen in Oberösterreich durchgeführt.

Die Befragung erhob in einer repräsentativen Stichprobe von jenen oberösterreichischen Pflichtschulen, die zum Zeitpunkt der Erhebung eine schulische Tagesbetreuung anboten, Daten von

  • Schulleiterinnen und Schulleitern (VS und NMS/HS)
  • Pädagoginnen und Pädagogen (im Rahmen der Tagesbetreuung eingesetzte Lehrerinnen und Lehrer; VS und NMS/HS)
  • ausschließlich im Betreuungsteil eingesetzten Freizeitpädagoginnen und Freizeitpädagogen
  • partizipierenden Schülerinnen und Schülern (NMS/HS)
  • Eltern der partizipierenden Schülerinnen und Schüler (VS und NMS/HS)

Durchgeführt wurde die Studie von einem Forschungsteam der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. Daran beteiligt waren Dr. Beatrix Hauer, Martin Kramer MSc, Mag. Katharina Musil, PD Dr. Johannes Reitinger sowie Dr. Clemens Seyfried.

Folgende Ergebnisse wurden herausgearbeitet:

  • Starker Ausbau der Nachmittagsbetreuung
    Die dominierende Betreuungsform in den befragten Schulen Oberösterreichs ist die nicht verschränkte Nachmittagsbetreuung. Die verschränkte bzw. teilweise verschränkte Form der Ganztagesbetreuung spielt sowohl im Volksschulbereich als auch in der Neuen Mittelschule in Oberösterreich nur eine geringe Rolle.
  • Beruf, Förderung und soziale Kontakte – die Gründe für die Betreuung
    Die Gründe für die Eltern, ihre Kinder in die Betreuung zu geben, unterscheiden sich in der Volksschule und der Neuen Mittelschule. In der Volksschule geben Eltern vermehrt eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, fehlende private Betreuungsmöglichkeit sowie
    soziale Kontakte mit Gleichaltrigen an. In der Neuen Mittelschule nennen Eltern die Förderung ihres Kindes, soziale Kontakte mit Gleichaltrigen sowie das sinnvolle pädagogische Angebot als Entscheidungsgründe für die Teilnahme an der Betreuung.
  • Betreutes Lernen und Sport zählen zu wichtigsten Aktivitäten
    In der vorliegenden Studie wird Hausübungsbetreuung und betreutes Lernen von den Eltern und den Schüler/-innen als besonders wichtige Aktivität in der Nachmittagsbetreuung eingeschätzt. Das Sportangebot im Rahmen der GTS wird vom Großteil der VS- und NMS-Eltern als wichtig oder sehr wichtig und von 85% der befragten NMS-Schüler/-innen als zumindest teilweise wichtig eingeschätzt.
  • Hohe Akzeptanz der Betreuung bei Pädagog/-innen, Eltern und Schüler/-innen
    Die Akzeptanz der Betreuungsphasen ist laut großteils übereinstimmender Selbst- und Fremdeinschätzung der Schulleiter/-innen, Lehrenden, Betreuungspersonen und Eltern
    überwiegend hoch bis sehr hoch. Die Akzeptanz in der NMS liegt unter der Akzeptanz in der VS.
  • Motivation und Verhalten der Schüler/-innen sind Erfolgsgeheimnis
    Als Gelingensbedingungen gelten Motivation und Verhalten der Schüler/-innen, finanzielle Ressourcen, Ausbildung der Betreuungspersonen, Akzeptanz der betroffenen Personengruppen,
    Flexibilität der Organisationsform sowie die Konzeptorientierung beziehungsweise die Verankerung der Betreuungsphasen im Schulleitbild.

Handlungspotenziale
Aus den Ergebnissen der Studie lassen sich für die Weiterentwicklung ganztägiger Schulformen in Oberösterreich folgende Handlungspotenziale ableiten:

  • Stärkerer Fokus auf ein vertrauensbasiertes Schul- und Lernklima
  • Reflexion der Angebotspalette anhand der jeweils genannten Gründe für den Besuch der Nachmittagsbetreuung in der VS und der NMS
  • Verstärkte Anwendung bzw. Implementation von Praxiskonzepten für forschendes Lernen
  • Erstellen bzw. Evaluieren eines standortspezifischen Konzeptes für die Nachmittagsbetreuung unter Einbindung des Lehrkörpers sowie aller betreuenden Personen 

Zur Zusammenfassung der Landesergebnisse